Jahreslosung 2025

„Prüft alles und behaltet das Gute“

(1. Thessalonicher 5, 21)

Worterklärung:

Prüfen = dieses Wort kommt aus dem mittelhochdeutschen prüeven, brüeven und meint so viel wie nachdenken, erwägen, beweisen, wahrnehmen, berechnen, erwägend hervorbringen, anstiften, bewirken.

Keine Nuggets ohne Sand

von Prof. Dr. Volker Gäckle, Liebenzell

In der Gemeinde in Thessalonich hatten sie den Kanal voll von Möchtegern-Propheten. Ein überspannter Wichtigtuer nach dem anderen gab im Gottesdienst seine vermeintlichen Eingebungen zum Besten. Mehr und mehr Gemeindeglieder waren bedient und blieben zu Hause. Für sie waren die Gottesdienste nicht mehr auszuhalten: zuerst Vielfalt, dann mehr und mehr Einfalt und irgendwann nur noch durchgeknallt. In Thessalonich wurde Prophetie zum Schimpfwort. Der Geist der Einheit wurde zum Geist der Spaltung. Die entgeisterte Mehrheit hätte die begeisterten Propheten am liebsten rausgeschmissen.

Aber Paulus grätscht dazwischen: „Ihr solltet das Kind nicht mit dem Bade ausschütten!“ Denn die Prophetie war in der frühen Christenheit eine wesentliche Form, in der Gott sich offenbarte. Das Wirken des Heiligen Geistes war für Paulus und seine Gemeinden eine alltägliche Erfahrung, die sie miteinander teilten. Dieses Wirken des Geistes sollten die Thessalonicher nicht mit Bausch und Bogen verdammen. „Dämpft den Geist nicht, verachtet nicht die Prophetie an sich, sondern fangt an, die Dinge zu prüfen und zu sortieren: Prüft alles, sortiert den Quatsch aus und behaltet die geistlichen Perlen, die theologischen Diamanten und die göttlichen Gedanken.“

Es ist wie beim Goldschürfen: bis man ein Nugget findet, geht einem viel Sand und Schlamm durch die Finger. Aber keine Nuggets ohne Sand und Schlamm!

(gekürzt aus: Christoph Morgner, Das Lesebuch zur Jahreslosung 2025)

 

Fördert oder hindert es das Leben?

von Klaus Göttler, Kassel

Der erste Brief an die Gemeinde in Thessalonich gilt als der älteste Brief des Neuen Testamentes. Die Gemeinde hatte also noch keine Bibel vorliegen, um daran zu prüfen, wie sie zu guten Entscheidungen kommt. Entsprechend lebendig ging es zu. Paulus musste nach einem Aufruhr gegen seine Verkündigung die Stadt überstürzt verlassen. Aus Sorge um die Gemeinde sandte er seinen jungen Mitarbeiter Timotheus dorthin. Nach seiner Rückkehr konnte Timotheus Paulus Entwarnung geben. Die Thessalonicher waren trotz aller Fragen und Probleme am Glauben drangeblieben. Damit sie mit den praktischen Fragen des Glaubens zukünftig besser klarkommen, gibt ihnen Paulus in seinem Brief einige Praxishilfen. Neben einigen anderen konkreten Tipps findet sich auch die diesjährige Jahreslosung, die das Zeug zur „Jahreslösung“ hat. Denn auch in diesem Jahr werden wir mit vielen Entscheidungen und Herausforderungen konfrontiert. Wir sind gefordert, gute Entscheidungen zu treffen und auf die richtigen Stimmen zu hören. … Wenn wir entscheiden, reden, handeln, dann bleiben Fehltritte und falsche Wege nicht aus. Deshalb wäscht Jesus uns nicht den Kopf, sondern die Füße. Wir dürfen aufstehen und neue Wege einschlagen. Und dabei gilt als Faustregel der „Jahreslösung“: „Prüft alles und behaltet das Gute.“

(gekürzt aus: Christoph Morgner, Das Lesebuch zur Jahreslosung 2025)

 

„Prüfen, aber wie?“

von Iris Völlnagel, Leipzig

Es war vor vielen Jahren während meines Studiums in Heidelberg. Ich saß in den schönen Räumen der geräumigen Bibliothek. Doch es fiel mir schwer, mich auf den Lernstoff zu konzentrieren. Stattdessen quälten mich immer wiederkehrende Gedanken: „Würde ich das Studium schaffen?“ Jede Prüfung, jede Klausur, schien eine hohe Hürde. „Und was ist danach? Werde ich einen passenden Job finden?“ Und überhaupt: „War der eingeschlagene Weg der richtige?“

Die Stunden in der Bibliothek konnten lang und die Gedanken an die Zukunft quälend werden. Karussellartig drehten sie sich und wollten nicht aus dem Kopf verschwinden. Gut gemeinte Ratschläge, dass ein Studium halt nicht immer einfach sei, schienen nicht zu helfen. Auch nicht der Gedanke, dass Gott um alle Sorgen weiß. Im Gegenteil: die Vorstellung, dass Gott sich ein vertrauendes, fröhliches und unbeschwertes Gegenüber wünscht, machte die Situation noch schlimmer.

Da riet mir eine Freundin zur A-B-C-Methode. Sie besagt, dass ein Ereignis (A) ein bestimmtes Gefühl erzeugt, das zu einer Konsequenz (C), also einer Handlung führt. Dazwischen liegt meist eine Bewertung (B), die aber häufig nicht bewusst ist. Eine Änderung von B könnte helfen, zu anderen Ergebnissen (C) zu kommen.

Konkret hieß es nun für mich: jedes Mal, wenn wieder ein negativer Gedanke aufkam („Das schaffst du nicht“), sollte ich herausfinden, was meine Bewertung (B) ist und diese prüfen. Möglicherweise würde ich so zu einem anderen C („Soll ich das Studium aufgeben?“) kommen. Anfangs war es gar nicht so einfach, herauszufinden, was meine B’s waren. Es war sehr mühevoll, genau hinzuschauen. Mit der Zeit kamen andere Gedanken hinzu: statt zu sagen: „Ich schaffe das nicht!“, lernte ich zu sagen: „Ich versuche es, so gut ich es kann.“ Ich lernte, wenn sich mein B verändert, kann C nicht dasselbe bleiben. Was auf den ersten Blick etwas theoretisch klingt, ist in der Praxis eine großartige Methode, um herauszufinden, was mich motiviert, was mich antreibt.

Mein Studium – und sogar noch ein weiteres – habe ich längst abgeschlossen. Bis heute hilft mir die Methode, nicht in festgefahrenen Gedankenläufen zu verharren, insbesondere dann, wenn es darum geht, Situationen anders zu „bewerten“ und Entscheidungen zu fällen.

(gekürzt aus: Christoph Morgner, Das Lesebuch zur Jahreslosung 2025)