Ein sicheres Dach über dem Kopf

Liebe Gemeindeglieder,

In den vergangenen Wochen wurde ich immer wieder gefragt, was denn nun aus der Wohnung für geflüchtete Menschen aus der Ukraine im Philipp-Melanchthon-Haus geworden sei, die mit so großem Aufwand ausgestattet und vorbereitet wurde. Nun, man darf wohl ohne Übertreibung sagen: Dieses Projekt unserer Gemeinde ist eine Erfolgsgeschichte geworden. Zunächst war etwas Geduld angesagt, ob das Engagement so vieler Menschen auch Früchte tragen würde. Aber am 19. Mai war es dann soweit: Nach einer mehrwöchigen wahren Odyssee durch Russland, Lettland, Litauen, Polen und Deutschland kamen Elena und Aleksandr (Oma und Opa), Kateryna und Artem (Vater und Mutter) mit dem kleinen Zakhar in Meppen an und fragten sogleich: „Wie lange dürfen wir denn hier nun bleiben?“ Wir konnten sie rasch beruhigen. 

In den kommenden Tagen und Wochen folgte allerdings noch ein weiterer Hürdenlauf durch zahlreiche Amtsstuben und Behörden, der aber durch die Hilfe so mancher Ehrenamtlicher aus unserer Gemeinde noch zu den leichteren Übungen für die leidgeplagte Familie wurde. Im Gegenteil: Der fünfjährige Zakhar fand rasch einen Kindergartenplatz und war stolz bis über beide Ohren über ein gebrauchtes Jungenrad. Die Erwachsenen konnten schon nach wenigen Tagen mit einem Deutschkurs beginnen. Die beiden Männer fanden (fast wie durch ein Wunder) nach nur sechs Wochen einen Arbeitsplatz in einer Meppener Stahlfirma und fühlten sich ein wenig wie zu Hause, hatten sie doch zuvor im Metallurgischen Kombinat Asow-Stahl-Hüttenwerk in der zu Beginn des Krieges fast völlig zerstörten ukrainischen Stadt Mariupol gearbeitet. Elena hat einen kleinen Zuverdienst als Haushaltshilfe, und Kateryna hält über das Internet Kontakt zu Angehörigen und Freunden. 

Große Sorge bereitete der Familie das Schicksal der Tochter Tetiana, die mit ihrem Mann Ihor aus dem besetzten Gebiet in der Ostukraine nach Belarus flüchtete und dann auch dort nicht bleiben konnte. Die beiden kamen zur großen Freude aller am 31. Juli ebenfalls nach Meppen – und benötigen nun ebenfalls Hilfe und Unterstützung. Alle sieben haben jedenfalls im Philipp-Melanchthon-Haus ein sicheres Dach über dem Kopf gefunden! Die Erleichterung steht Ihnen ins Gesicht geschrieben. Die Fotos oben (zusammen mit dem Kirchenvorsteher Wilfried Pedd) und rechts zeigen die Familie  unmittelbar nach der Anmeldung in der Meppener Stadtverwaltung.

Zum Stichwort „sicheres Dach über dem Kopf“ gibt es eine Mitteilung des Kirchenkreisamtes, die vielen Menschen in unserer Gemeinde Kopfzerbrechen bereitet: Unser Albert-Schweitzer-Gemeindehaus ist dringend renovierungsbedürftig. Nach aktuellen Berechnungen ist das Dach einer eventuellen Schneelast nicht mehr gewachsen, sodass Teile des Gebäudes in der Winterzeit ab dem 1. November nicht mehr benutzt werden dürfen. Klimaänderung hin oder her: Die Einsturzgefahr kann leider nicht wegdiskutiert werden. Diese Nachricht kommt zur Unzeit, zumal der Kirchenvorstand wegen der unmittelbar bevorstehenden Energiekostenexplosion eine „Winterkirche“ im Gemeindehaus plant, damit die Bethlehem-Kirche in den Wintermonaten nicht mehr so stark aufgeheizt werden muss. Wie geht es nun weiter? Sie können ganz sicher sein, dass bereits Pläne geschmiedet werden, um mit technischen Hilfsmitteln den provisorischen Weiterbetrieb des Albert-Schweitzer-Hauses gewährleisten zu können. Bezüglich des bei der Renovierung zu erwartenden finanziellen Aufwands wird auch Ihre Bethlehem-Stiftung nicht tatenlos beiseite stehen. Lassen Sie uns guten Mutes und voller Gottvertrauen bleiben.

Ihr

Dr. Martin van der Ven