Negativereignisse (militärische, ökologische, demografische Katastrophen) regten Bischof Meister zu dem theologischen Impuls im Bischofsbericht an –die „Apokalypse“. Die biblische Apokalypse ist kein Buch des katastrophalen Endes, sondern ein Hoffnungstext.
„Ratlosigkeit lähmt uns“, so Bischof Meister. „Die systemische Zusammensetzung der Kirche ist bereits jetzt aus dem Lot und gerät immer weiter aus dem Lot.“ …“Wir können alle etwas tun, um für eine bessere Zukunft dieser Welt das Mögliche beizutragen.“…“Nur mit Risiko sind Änderungen herbeizuführen. Mut zum Risiko, sonst wird sich nichts ändern!“
Bischof Meister sprach Konkretionen an: Die Situation in der Pflege ist in einem besorgniserregenden Zustand, Klimaziele sind verbindlich zu gestalten, Projektwärmewinter, Bildung für nachhaltige Entwicklung u.v.m.
Der LSA Bericht ging pointiert auf zwei Themen ein:
• die Kirchensteuermehrerträge aufgrund der Energiepauschale werden nicht in den allgemeinen Haushalt gehen, sondern per FAG Schlüssel an die 48 Kirchenkreise weitergereicht werden. Es handelt sich um 5 Mio. €. Es muss Menschen zur Verfügung gestellt werden, die besonders von Armut betroffen sind, z.B. für Wärmestuben, Beratungsangebote, Tafeln, etc..
• zur Erhöhung von Kostensicherheit bei Großbauvorhaben wird man sich die Vorgehensweise zur Finanzfolgenabschätzung beim Land Niedersachsen ansehen. Der Umwelt- und Bauausschuss wird darüber beraten.
Das Zukunftsprozessteam brachte die Synode auf den aktuellen Stand des Zukunftprozesses. Größtmögliche Beteiligung ist das Ziel für den laufenden Prozess. Es ist nicht einfach kirchliche Kultur zu erhalten und es ist nicht einfach einen gemeinsamen Weg zu gehen. Gewachsener Komplexität kann nur durch eine größtmögliche Vielfalt begegnet werden. Die Beteiligungsplattform, die bereits 4000 Klicks zu vermelden hat, ist Anfang November gestartet.
Ein Teilbereich des Zukunftsprozesses ist der Reformprozess der Kirchenverwaltung. „Wenn verfasste Kirche ein Assistenzsystem für das Leben ist, so ist Kirchenverwaltung als Assistenzsystem von kirchlichem Leben zu sehen,“ so Landeskirchenamtspräsidentin Dr. Springer. Strukturänderungen und Einsparungen bei Verwaltung sind bei geringer werdenden Mitteln zwingend. Der Prozess muss rasch auf allen Ebenen voranschreiten.
Der Haushaltsplan orientiert sich in seinen Eckpunkten an der allgemeinen Finanzlage. Der finanzielle Spielraum sinkt. Ab 2023 ist bei den Kirchensteuereinnahmen eine Seitwärtsbewegung (steigende Löhne werden durch Austritte kompensiert) zu erwarten. In 2023/24 wird der landeskirchliche Haushaltsausgleich knapp erreicht. Der Haushaltsplan für 2023/24 hat eine generelle Einsparung von zwei Prozent pro Jahr als Perspektive festgelegt. Der vorliegende Haushalt ist als Übergangshaushalt zu werten. Zukünftig ist eine konsequente Nutzung von Mehrerträgen für strukturanpassende Innovationen, die zu Einsparungen führen, unerlässlich. Jetzt müssen Prozesse angestoßen werden, um gegenzusteuern. „Die Finanzplanung ist im Zukunftsprozess angekommen“, so Spier. Die Synode hat einen Ausschuss eingesetzt, der die Finanzen kritisch durchforsten wird.
Die Frage welchen Beitrag die Hannoversche Landeskirche als großer Eigentümer von Immobilien zum Klimaschutz leisten kann stand im Mittelpunkt der Beratungen.
Die Nutzung von Photovoltaik Anlagen auf kirchlichen Gebäuden ist da ein Teilaspekt. Aus praktischen Erwägungen sollte man sich zunächst auf die wirtschaftlich zu betreibenden PV-Anlagen konzentrieren. Musterverträge zur Unterstützung der Gemeinden bei der Durchführung sind in Arbeit. Der Genehmigungsvorbehalt in der KKO zur Errichtung von Anlagen zu erneuerbaren Energien wird nur noch auf Windenergieanlagen angewendet werden müssen. Die Synode bittet darüber hinaus das Landeskirchenamt um die Gründung einer landeskirchlichen Gesellschaft zur zentralen Anschaffung und Betreibung von PV-Anlagen, um den Kirchengemeinden jetzt sehr zeitnah support zu geben und die Abwicklung abzunehmen.
Die Auswertung der Jugendsynode hat folgende Impulse in die Synode eingetragen:
• Diversität stärken
• innerkirchliche Kommunikation für Neulinge verständlich machen
• öffentlich zugängliches W-Lan in Gemeindehäusern installieren
• Standards entwickeln, wie kirchliche Veranstaltungen inklusiv gestaltet werden können
• Qualifizierungsmodul für Ehrenamtliche in der Konfi-Arbeiterarbeiten
• Informationskampagne zur Einbindung Jugendlicher bei der nächsten KV-Wahl
• Technische Ausstattung für digitale oder hybride Sitzungen schaffen
• Kostenerstattung für Ehrenamtliche transparenter gestalten
Die Idee von Neustrukturierung der Baufachverwaltung ist zu einem vorläufigen Abschluss gekommen. Bis 1997 wurden kirchliche Baumaßnahmen zentral von Hannover gesteuert. Dann startete die Regionalisierung mit gleichzeitiger 30%tiger Einsparvorgabe. Weitere 20% wurden ab 2004/05 eingespart. Die Gesamtzahl der kirchlichen Gebäude blieb über all die Jahre gleich. 2010 begann man mit Überlegungen zur Neustrukturierung der Baufachverwaltung. Der Ursprungsgedanke war, ein einheitliches System für die gesamte Landeskirche zu schaffen. Das gelingt nicht, da in einzelnen Regionen gut etablierte Strukturen zur Verfügung stehen (eigene baufachliche Mitarbeiter in den KKämtern, durch kirchliche Körperschaften gegründete Gesellschaften, Ämter für Bau- und Kunstpflege, Rahmenverträge mit freien Architekten, etc.). Neben diese schon existierenden Lösungen tritt jetzt das als Pilotprojekt erprobte „Baufachzentrum“. Wesentlich für das Modell ist dessen erste Zuständigkeit für alle Gebäude der betreuten Kirchengemeinden. Außerdem bietet das Baufachzentrum Projektsteuerung und Projektstudien an. Wesentlich ist die Baukommission, die sich aus Vertreterinnen und Vertretern der Kirchenkreise, des Kirchenamtes und des Baufachzentrums zusammensetzt und die zu den Baumaßnahmen, der Priorisierung und der Betreuung berät und entscheidet. Die positive Evaluation des Projektes „Baufachzentrum“ empfiehlt sich für das Ausrollen in die Landeskirche. Würde man die Baufachzentren auf die Landeskirche flächendeckend einführen, wären 9 Zentren vorgesehen. Legt man einen Erreichbarkeitsradius von 60 km zugrunde, würden in besonders entlegenen KKen (z.B. Emsland, Stade, Lüchow)temporäre Außenstellen installiert. Die Synode wirbt darum, sich auf das Konzept Baufachzentrum einzulassen. Die Modelle Baufachzentrum und Rahmenverträge mit externen Architekten werden den Kirchenkreisen optional vorgestellt werden. Insgesamt wird es ein integrales Konzept brauchen, um die Komplexität der Bautätigkeiten abzuwickeln. Im Hinblick auf die Personalausstattung kann lediglich 30% aller Bautätigkeit in Eigenleistung erledigt werden, 70% müssen fremdbetreut werden.
In der Neufassung der Kirchenkreisordnung sind vielfältige Anregungen aus der landeskirchlichen Weite aufgenommen worden. Im Fokus stand zunächst, die
Handlungsfähigkeit von Kirchenkreissynoden trotz Veränderungen zu erhalten und die Vielfalt zu garantieren. Folgende Änderungen seien exemplarisch benannt:
• die Verschlankung der KKSynoden,
• die Zusammenschlüsse von Kirchengemeinden zu erleichtern,
• nur noch ein Minimum von Genehmigungsvorbehalten zu haben – ersatzweise Erprobungslösungen zu schaffen(zu den Genehmigungsvorbehalten wird weiterhin beraten),
• zur Wahl der KKSen Menschen jeden Geschlechts und unter 27 Jahren angemessen zu berücksichtigen.
Sonst noch:
• „Mission findet kaum mehr durch Entsendung statt, sondern durch Unterstützung von Stellen- und Stellenanteilen in Entwicklungsländern vor Ort“, so Michael Thiel(ELM)
• Ein KirchenmusikdienstG zur Einordnung in den Verkündigungsdienst wird geprüft. Fachkräftemangel im Haupt- und Ehrenamt macht sich zunehmend bemerkbar. Auf strukturelle Änderungen zur Attraktivitätssteigerung des Tätigkeitsfeldes soll das Augenmerk gerichtet werden.
• Es ist Konsens, dass Klimaschutz in der hannoverschen Landeskirche verbindlich gestaltet werden soll und zwar schnell. Workshops zu diesem Thema waren bereits sehr erfolgreich.
• Projekte zur Förderung von kirchlichen Influencer*innen auf social media Kanälen und von digitalen Gemeindeformen liegen vor. Soziales Leben hat sich ins Digitale verlagert durch Corona. Vieles ist geblieben. Die Synode unterstützt social media Angebote weiterhin.
• Das IT-Konzept für die Landeskirche wird weiter fortgeschrieben. Nach wie vor werden lediglich die Grundlagen geschaffen. Landeskirche hat einen jahrelangen Rückstand aufzuarbeiten. Die Früchte in Form von Verwaltungsvereinfachung zu ernten, wird wohl noch einige Zeit in Anspruch nehmen. Die Synode hat recht unwillig über den langen Zeitablauf reagiert.
• Sachstand zur Präventions- und Aufarbeitung sexualisierter Gewalt: Alle diejenigen, die mit Kindern oder Jugendlichen arbeiten haben eine Grundschulung und Sensibilisierung zu dem Thema zu durchlaufen. 37 KK haben diese Veranstaltungen angeboten. Weitere 5 sind bereits terminiert. Es fehlen noch 5 KK, die noch schnellstmöglich diese Themenreihen durchführen werden. In Einrichtungen sind die Schulungen erfolgt. Aufarbeitungsprozesse sind im Gange bzw. sind in Vorbereitung. Die Landeskirche Hannover beteiligt sich an EKD -weiten Prozessen.
Gunda Dröge, 26.November 2022