Wie alles anfing…

Die in das Emsland strömenden Heimatvertriebenen waren zu 75 % evangelisch. Die soziale Not dieser Menschen war groß. Im Emsland gab es bis 1944 drei lutherische Gemeinden: In Lingen seit 1728, in Meppen seit 1842 und in Papenburg seit 1859.

In Meppen nahm sich die Gustav-Adolf-Kirche der christlichen Not der Menschen an.

Daneben entstand der Pfarrbezirk II mit Errichtung einer Pfarrstelle in der heutigen Bethlehemgemeinde am 01.07.1952. Sie umfasst die Evangelischen in der Stadt westlich der Ems mit den Orten Esterfeld, Rühle, Klein und Groß Fullen, Versen, Hüntel, Holthausen, Borken und Hemsen.

Die Gemeinde Osterbrock fiel erst 1954 an die II. Pfarrstelle.


 Die erste Kirche der Gemeinde

Unser Kirchengrundstück liegt im Areal zwischen dem Schullendamm und dem Rühler Sommerweg gegenüber der Gastwirtschaft Kamp. Ursprünglich stand hier eine Ziegelei und eine Mühle mit Sägewerk. Ab 1933 wurden die Betriebe stillgelegt; es entstand ein Reichsarbeitsdienstlager.  Die aus allen Richtungen deutscher Ostgebiete vertriebenen Christen brauchten ein neues Gotteshaus. Dieses konnte wirklich am 1. Advent 1954 fertiggestellt und eingeweiht werden. Die rechtliche Einordnung führte zur Kapellengemeinde mit einem Kapellenvorstand. Herr Walter Sebecke war 12 Jahre lang einziger Vertreter im Gesamtkirchenvorstand der Mutterkirche (Gustav-Adolf-Gemeinde).

Selbständige Gemeinde

Seit dem 01. Januar 1980 gibt es in Meppen zwei lutherische Gemeinden. Der vorher ergangene Beschluss des Kirchenkreisvorstandes wurde vom Landeskirchenamt in Hannnover genehmigt. Auch die Niedersächsische Landesregierung hat der Gründung einer Kirchengemeinde als einer Körperschaft des öffentlichen Rechts zugestimmt.

Erst in 1982 standen Kirchenvorstandswahlen an. Bis dahin arbeitete ein „Übergangsvorstand“. In vielen Sitzungen plante er den Um- und Erweiterungsbau der Bethlehemkirche. Er setzte ihn in die Wirklichkeit um.

Am 24. Oktober 1981 weihte Bischof Andersen die neue Bethlehemkirche.

Die Bauform der 1. Kirche

Die 1954 errichtete Kirche war rechteckig mit den Maßen 16,35m x 9,66m fast im goldenen Schnitt, am Emsdeich vor der schönen Emsaue. Das hohe, große, etwa 60 ° geneigte Ziegeldach war mit einem Reiter versehen.

Sie bot etwa 120 Gemeindegliedern Platz. Der rote Klinker mit dem hellen Fugenbild gab zwar ein bescheidenes, aber doch ein würdiges Vaterhaus, das mit einfachen Mitteln eine große Wirkung erzielte. Der Bentheimer Architekt Zabel gestaltete das Gebäude.

Mit der Kirche entstand auch ein kleines Pfarrhaus.

Zum Namen „Bethlehemkirche“

Die Heimatvertriebenen aus den deutschen Ostgebieten fanden hier eine neue geistliche Heimat.

Nach Lukas 2 zogen Josef und Maria aus Galiläa, der Stadt Nazareth, nach Bethlehem unter erschwerten Verhältnissen. Sie fanden keinen Platz in der Herberge. Sie lebten nahe den Feldern für die Schafherden. So ist es plausibel, der Kirche diesen Namen zu geben. Von Bethlehem geht die trostvolle Botschaft aus: Gott nimmt Anteil am Los seiner Menschenkinder.

Den Gemeindegliedern ist die Kirche Hoffnung und Zuversicht.

Das Albert-Schweitzer-Haus

Im Frühjahr 1975 gab der Landkreis eine Baracke, die zuvor Jugend-und Sozialamt der Stadt Meppen war und hinter dem Kolpinghaus stand, an die Bethlehemgemeinde weiter.  Die Gemeindeglieder sollten die Baracke selbst ab-und wieder aufbauen und mit einem Klinker verblenden.

Gerd Götz vom Kirchenvorstand nahm sich dieser Aufgabe an, mit ihm  der Bautrupp der Gemeinde , aus dem der spätere Männerkreis der Gemeinde hervorging.  
Es war eine schwere Zeit, aber auch eine Zeit, in der sich die vielen mithelfenden Männer kennenlernten, einander näherkamen und zu einer Gemeinschaft zusammenwuchsen. 

Am 4. Juni 1976 wurde das Albert-Schweitzer-Haus eingeweiht. Eine Mammutaufgabe der Männer, von der wir noch heute profitieren.

Aktuell ist das Dach des Gemeindehauses sanierungsbedürftig, es wurde bereits vor einigen Jahren energetisch saniert und muss nun stabilisiert werden. Dazu ist ein Statikgutachten  in Auftrag gegeben. Das Gemeindehaus kann nur eingeschränkt genutzt werden. Wir sind zuversichtlich, unser Gemeindehaus erneut sanieren zu können.

Die heutige Bethlehemkirche

Das Anwachsen der Gemeindeglieder auf aktuell 2.616 forderte eine Erweiterung. Architekt Buckebrede aus Münster und Meppen legte einen ausgewogenen Plan vor. Vor dem Ostgiebel des vorhandenen Gebäudes legte er den Erweiterungsteil mit der starken Gliederung durch schmale zurückliegende hohe Fenster zwischen hervortretenden Mauerpfeilern. Der östlich angeordnete Chorraum ist durch stufenförmiges Zurücksetzen des Mauerwerkes gegliedert mit schmalen hohen Fenstern. Auffällig ist der eigenwillige Glockenturm mit seinen gradlinigen Konturen, der auch als Treppenflur genutzt wird.

Die erweiterte Kirche bietet 300 Sitzplätze unter Ausnutzung von 2 Emporen – am Glockenturm und am Haupteingang.

Die kupferbekleidete Turmhaube gibt dem Bau einen deutlichen sakralen Charakter und zeigt die traditionelle Verbundenheit. Sie beugt einer Verwechslung mit einem Profanbau vor. Die Konturen der Kirche zeigen Harmonie. Es wird deutlich, dass auch Steine unseren Glauben ein Stück repräsentieren können.

Das Innere der Kirche

Nach dem Eintritt durch die Haupttür folgt ein Flur mit niedriger Decke, von dem die Treppe zur Empore abzweigt und eine zweiflügelige Glastür in den Kirchenraum einlädt. Dieser Eintritt ist der Geburtskirche in Bethlehem nachempfunden, die nur in gebückter Haltung durch eine niedrige Pforte betreten werden kann, als Ort demütiger Anbetung. Der Kirchenraum ist ein hoher, der wie außen bis zur Traufhöhe in Backstein gehalten ist.  Das Dach ist von der unteren Seite mit Tannenholz bis in die Spitze verkleidet. So ergibt sich eine Raumspannung, die auf den Konzentrationspunkt – den Altarraum – führt. Der Raum ist trotz des seitlichen Anbaues nicht gespalten. Die aus Holz erstellten Kniebänke sind naturfarben und geben dem Ganzen einen warmen wohlfühlenden Charakter.

Die Fenster aus dicken Glasstücken zwischen breitem Acryl (Kunststoff) Fugen ohne Symbolik gestaltet.

Die Farbwahl wird zum Altarraum kräftiger. Die südlichen Fenster geben im Gottesdienst durch die wechselnde Sonneneinstrahlung ein warmes Farbspiel.

Der Altarraum nimmt die ganze Breite des Kirchenschiffes ein. Er ist um 2 Treppenauftritte höher als der Kirchenraum. Der Bodenbelag und auch Altar und Kanzel sind aus elfenbeinfarbigem Marmor gestaltet. Die aus Mauerwerk bestehende Stirnseite (östl.) schließt den Raum mit einem großen, naturfarbenen Holzkreuz ab. Das Kreuz ist so angebracht, dass nur eine lineare Seite (also diagonal) die Wand berührt.

Zugeordnet sind auf jeder Seite 3 Kerzenständer mit unterschiedlicher Höhe und gleicher diagonaler Aufstellung.

Die gradlinige, abgetreppte Verjüngung des Raumes wirkt beschützend. Für die Beleuchtung des Altars ist ein abgehängter Lampenkranz ohne Schmuck (es sind nur die milchfarbenen Birnen sichtbar). Der Kranz ist zur Gemeinde hin geöffnet.

Der elfenbeinfarbene Taufstein aus Marmor steht im Schnittpunkt des Anbaues und dem großen Kirchenschiff an der Eckwand.

Auf der westlichen Empore befand sich eine kleine Führerorgel aus dem Jahre 1956. Sie war abgängig. 

Die Gemeinde hat eine neue Orgel mit 12 Registern, 2 Manualen und 1 Pedal in Auftrag gegeben. Diese erklingt seit dem 01.07.2005.

Es wird deutlich, dass der Gottesdienst als Handeln Gottes am Menschen verstanden wird. Zu beachten ist, dass ein Kirchenraum  ein von religiösem Erleben  vieler Menschen erfüllter Raum ist.

Die Außentüren

Haupteingang

die aus Bronzeguss gestaltete Eingangstür zeigt die drei Waisen aus dem Morgenland, wie der Stern sie zum Jesuskind führt. Sie fielen nieder und beteten es an, öffneten ihre Schätze und beschenkten es (Matth. 2, 1 – 12).

Nebeneingang

Dargestellt sind auf der Bronzetür die himmlischen Heerscharen, die Gott lobten und sprachen: „Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden bei den Menschen ein Wohlgefallen.“ (Lukas 2, 11 – 14).

Die Türen wurden gestaltet von Josef Krautwald aus Rheine.

Schlussbetrachtung

Bis heute gilt: Im Emsland bilden die evangelischen Kirchen eine Minderheit. Dies ist historisch bedingt. Bedeutend ist dabei, dass Christen zwar in verschiedenen Konfessionen, aber in demselben Umfeld leben, viel Toleranz üben, sich gegenseitig achten und zuhören.

Der Oberlandeskirchenrat der Landeskirche Hannovers Ernst Kampermann definierte Kirche wie folgt:

Wer eine Kirche aufsucht, betritt einen Raum, der für eine andere Welt steht. Ob man das Heilige sucht, ob man Segen und Gottesnähe sucht oder schlicht Ruhe, ob ästhetische Motive im Vordergrund stehenimmer spricht der Raum: Durch seine Architektur, seine Geschichte, seine Kunst, seine Liturgie. Kirchen sind Orte, die Sinn eröffnen und zum Leben helfen können, Orte der Gastfreundschaft und Zuflucht. Sie sind Räume, die Glauben symbolisieren, Erinnerungen wach halten, Zukunft denkbar werden lassen, Beziehungen ermöglichen: zu sich selbst, zur Welt, zu Gott!“

Der aktuell vorliegende Text wurde gekürzt, ergänzt und den heutigen Begebenheiten angepasst. Er ist einem Vortrag vom 27. März 2004 in der Gustav-Adolf-Kirche entnommen.